Wie kann eine Person Vertrauen aufbauen? Oder ist das ein angeborenes Talent?
Gurudev Sri Sri Ravi Shankar:
Du kannst kein Vertrauen aufbauen. Du solltest dir einfach deiner Zweifel gewahr werden und sie loslassen. Wenn du deine Zweifel loslässt, ist das Vertrauen bereits da.
Ein Zweifel ist wie eine Wolke, die über dem Geist schwebt. Wach auf und erkenne, was dieser Zweifel bedeutet. Er drückt dich nur nieder und belastet dich. Du brauchst ihn nicht.
Wenn du dich weigerst, dich vom Zweifel herunterziehen zu lassen, wie du es in der Vergangenheit oft getan hast, dann wachst du auf. Und sobald du aufwachst, ist das Vertrauen schon da.
Vertrauen kann nicht aufgebaut, aber Zweifel können zur Seite gelegt werden.
Das Bereinigen von Zweifeln nimmt kein Ende. Du solltest gar nicht erst versuchen, Zweifel zu klären, denn sobald du die Antwort auf einen Zweifel gefunden hast, werden nur zehn weitere Zweifel auftauchen. Werde dir einfach bewusst, dass sie dich sehr belasten und lass sie los. Auf diese Weise kannst du dich davon befreien und zu einem Ort in deinem Inneren gelangen, der von Kraft, Wahrheit und Ausdauer geprägt ist. Das wird Vertrauen genannt.
Du hast sicher schon bemerkt, dass du dich immer schwach fühlst, sobald du Zweifel hast. Hast du jedoch Vertrauen, so fühlst du dich sehr stark, ja fast unbesiegbar von innen heraus. Du hast also die Wahl, dich stark und unbesiegbar oder aber schwach zu fühlen.
Zweifel betreffen immer etwas Gutes. Wir zweifeln nie an etwas Negativem, Schlechtem. Dieses Bewusstsein allein reicht aus, um dich da herauszubringen.
Ich verstehe die Wichtigkeit inneren Friedens trotz Schwierigkeiten und Ungerechtigkeit. Wie aber sollte man als Aktivist, der gegen alle Arten der Unterdrückung kämpft, mit einem Unterdrücker umgehen, der sich der Gewalt bedient? Mit anderen Worten: Wie kann der Schwache den Mächtigen besiegen?
Gurudev Sri Sri Ravi Shankar:
Wenn wir beunruhigt sind, werden unsere Handlungen keine Früchte tragen. Sind wir aber ruhig, so tauchen intuitive Gedanken in uns auf, mit deren Hilfe wir einen Plan machen und handeln können. Es ist nicht möglich, alleine gegen einen Unterdrücker vorzugehen. Du musst Gewahrsein schaffen, und in einer Gruppe ist das möglich. Gleichzeitig musst du dich in deinem Vorhaben bestärken und wissen, dass es eine Macht gibt, die dich leiten und unterstützen wird.
Auch Mahatma Gandhi musste manchmal alleine gehen. Andere Male erschaffte er mächtige Wellen des Gewahrseins und bewegte den ganzen Kontinenten damit, nicht wahr? Und er meditierte immer. Er nahm täglich an Satsangs teil, und es wurden jeden Abend Bhajans gesungen. Am Morgen las er in der Bhagavad Gita.
Deshalb verfügte Mahatma Gandhi über die spirituelle Kraft, ohne die er das, was er erreicht hat, nicht hätte erreichen können.