Bangalore, India
Gurudev, Buddhisten sagen, sie glauben nicht an Gott. Buddha selbst war der Meinung, man solle keine Götterbilder anbeten. Nun, auch er war ein erleuchtetes Wesen. Was meinte er damit?
Gurudev: Buddha sprach niemals über Gott. Er ging nie wirklich auf Diskussionen über Gott ein. Er sagte, wir müssten als Erstes erkennen, dass Elend existiere. Die Menschen leugnen, dass es Elend gibt, viele erkennen es noch nicht einmal. Es kommt vor, dass du mit einer kranken Person sprichst, und sie sagt dir, es gehe ihr wunderbar und sie sei ganz gesund. Je egoistischer die Person, desto heftiger die Verleugnung.
Oft sind Menschen innerlich völlig elend, tragen aber eine Maske der Heiterkeit oder verhalten sich äußerlich selbstsicher und dominierend. Sie behaupten andauernd, alles sei wunderbar, obwohl das Elend ihnen förmlich auf dem Gesicht geschrieben steht. Jeder Teil ihres Körpers widerspiegelt Ärger, Bitterkeit, Hass und Elend.
Genau das hat Buddha gemeint: Dass Elend vorhanden sei. Anerkennst du es, dann kannst du auch etwas dagegen tun. Wenn jemand sagt, es sei seine Natur, elend zu sein, dann kann niemand etwas daran ändern, noch nicht einmal Gott. Elend ist nicht unsere Natur, sondern es taucht aufgrund von Eindrücken aus früheren Leben auf und kann durch bestimmte Samskaras (Rituale) entfernt werden. Ein Mittel dagegen ist Pratyahara, eines der acht Glieder des Yoga, dessen Ziel es ist, die Sinne zu beherrschen und sie nach innen zu richten. Ein weiteres Mittel ist die Meditation. Durch Meditation, Pranayamas (Atemübungen) und Satsang können wir uns vom Elend befreien. Dann erkennen wir auch, dass unsere wahre Natur Freude und Glückseligkeit ist. Genauso wie das Licht die Dunkelheit vertreibt, entfernt unsere mächtige Seele als Bewusstsein im Inneren (Atma-shakti) alles Elend. Auf dem Pfad des Sadhana fallen Negativität und Verzerrungen wie Angst und Ärger weg. Ziel des Sadhana ist, in die unbeschreibliche Glückseligkeit einzutauchen, die ein Teil unserer Natur ist.
Buddha sagte dieselben Dinge, die auch in den Upanischaden zu finden sind.
Na karmana na prajaya dhanena tyagenaike amrta tvamanasuh
Parena nakam nihitam guhayam vibhrajate yadyatayo visanti|
(Sanyasa Sukta, Maha Narayano Upanishad, 4.12)
Dieser Vers daraus besagt: Weder durch die eigenen Handlungen (Karma), noch durch das Zeugen nobler Nachfahren, noch durch Wohlstand (Dhana) kann der höchste Gott erreicht werden. Nur durch Opfer und Entsagung (Tyaga) kann Unsterblichkeit (Amruta) erlangt werden.
Genau das hat auch Buddha geäußert. Wenn du die Upanischaden und das, was Buddha gesagt hat, sorgfältig liest, wirst du feststellen, dass es sich um denselben Inhalt handelt. Es gibt keinen Unterschied.