Da sie in Nordostindien geboren und aufgewachsen ist, hatte sie schon immer eine Schwäche für diesen Teil des Landes. Ihr Projekt, den Menschen in Darjeeling, Assam, Arunachal Pradesh und Nagaland Meditation näher zu bringen, begann im Jahre 2001.
Im Verlauf ihrer Reise durch die Sieben Schwesterstaaten, bei der sie ihr Wissen über Meditation an andere weitergeben wollte, bemerkte sie die Wärme in den Herzen der Menschen dort. Ob sie nun einen Schwerverbrecher im Gefängnis von Kohima, einen Stammesführer in Arunachal Pradesh oder einen intellektuellen Politiker in Shillong unterrichtete – sie ist der festen Überzeugung, dass Meditation die Unschuld eines jeden zum Vorschein bringen kann.
Im Gespräch mit Pooja Tolani, eine nur so vor Energie strotzende Lehrende, die alles daran setzt, die Leben der Menschen durch Meditation zu verändern.
Frage 1: Sie haben so viele gefährliche Orte in Nordostindien bereist und denMenschen dort Ihr Wissen über Meditation vermittelt. Können Sie uns ein paar Geschichten über den Prozess des Umdenkens erzählen? Und wie schafft Meditation es, das Schicksal der Menschen zum Besseren zu wenden?
Als ich in Shillong war, gab ich einen Kurs in einer Entzugsklinik für Drogensüchtige. In meiner Gruppe waren ungefähr 15 Jungs; einige von ihnen nahmen Drogen, solange sie denken können. Bei der ersten Sitzung lachten sie nur und machten Witze über die Dinge, die ich ihnen beibringen wollte. Ich war vielleicht nur halb so groß wie sie und zu der Zeit mit Abstand die einzige Frau in dieser Einrichtung. Sie saßen mir direkt gegenüber mit ihren blutunterlaufenen Augen, der Geruch von Zigaretten hing in der Luft und viele von ihnen kauten auf Tabak herum. Doch es brauchte nur eine Meditationssitzung und Sudarshan Kriya, um sie wieder auf den richtigen Weg zu geleiten.
Einer von ihnen, der seit 13 Jahren an Schlaflosigkeit litt, schlief nach diesem Tag wie ein Baby (Anm.: Meditation kann Schlaflosigkeit erheblich eindämmen). Mittlerweile ist er ein Art of Living-Lehrer. Er unterrichtet nun das gleiche Klientel, zu dem er damals auch gehörte. Er ist wirklich zu einem Vorbild für andere Jugendliche geworden.
So tough diese Jungs auch aussahen, das Kind in ihnen – und damit ihre Unschuld – war von Anfang an ersichtlich. Sie ist der Kern eines jeden Individuums, welcher in den meisten Fällen jedoch von Stress überschattet ist. Meditation half ihnen, den Stress abzubauen und die Ketten ihrer Vergangenheit zu lösen: Wertungen, Vorurteile, Wut und andere Hemmschwellen, damit sie wieder einen klaren Durchblick bekommen und sie selbst sein können. Nur beides zusammen kann einen Menschen in einen Zustand von Liebenswürdigkeit und Nächstenliebe versetzen. Es schien, als hätten sie für eine kurze Zeit ihres Lebens vergessen, dass das Leben nicht so aussehen muss, wie sie es bisher kennengelernt hatten. Dennoch wussten sie, dass sie die einzigen sind, die es ändern können und das mit den einfachsten Mitteln.
Frage 2: Manchmal sehen sich die dort ansässigen Menschen mit immer neuen Schwierigkeiten in ihren Leben konfrontiert. Wie kann Meditation ihnen erneut ein klares Ziel vor Augen führen?
Ja, natürlich haben sie viele Herausforderungen zu meistern, aber bei wem ist das nicht der Fall? Die Probleme unterscheiden sich von Mensch zu Mensch, doch wir alle müssen mit ihnen umgehen. Was aber für den einen eine Schwierigkeit darstellt, kann für jemand anderen eine Annehmlichkeit sein. Ausschließlich nichtvegetarische Mahlzeiten in Nagaland zu bekommen war für mich schwierig, doch für die dortigen Lokale ist dies eine Bereicherung.
Seit jeher erfährt jeder, der meditiert, im gleichen Ausmaße Erleichterung, Frieden, Energie und Lebensfreude. Das macht Meditation universell einsetzbar. Jeder, egal in welcher Situation oder in welchem Lebensabschnitt er steckt, kann sie durchführen und profitiert gleichermaßen davon. All diese Vorteile sind dafür gedacht, um zu verstehen, dass das Leben nicht eine einzige Herausforderung mit ein paar wenigen Glücksmomenten ist, sondern die meiste Zeit über voller Freude genossen werden soll und die eingestreuten Herausforderungen es „würzen“. Wenn sie zu dem Schluss gekommen sind, sehen sie das Leben mit anderen Augen.
Viele Menschen kamen zu mir und haben gesagt, dass sie sich wie neugeboren fühlen. In Wirklichkeit aber haben sie nur damit begonnen, ihre antiken Wurzeln neu sprießen zu lassen.
Frage 3: Können Sie uns verraten, mit welchen Problemen die Menschen dort zu kämpfen haben und wie Meditation ihnen helfen kann, diese Schwierigkeiten zu überwinden?
Einige der angesprochenen Probleme, die ich des Öfteren beobachten konnte, waren eine unzureichende Bildung, eine ungesunde Ernährung, die hauptsächlich aus Fleisch und Alkohol bestand und nicht genug Möglichkeiten, um sich kreativ zu betätigen. All das führt zu einem hitzigen Gemüt, Stress und eine Gewaltbereitschaft in ihnen und in der Gesellschaft. In diesem ganzen Durcheinander scheint Meditation das einzige Heilmittel zu sein. Unser Bildungssystem lehrt ihnen allerhand Dinge außer das Wissen um den Geist und wie man mit ihm zu verfahren hat. Meditation schafft es sogar, einen Blick hinter unseren Geist zu werfen.
Sie geben sich dem Fleisch, dem Alkohol und dem Tabak hin und benutzen diese Lebens- und Genussmittel als Aufputschmittel. Dabei verschafft Meditation ihnen so viel Energie, dass sie keine Stimulanzien von außerhalb benötigen.
Ihnen stehen nicht genügend Gelegenheiten zur Verfügung, um kreativ zu sein. Durch das Meditieren gelangen sie zu der Klarheit und Zuversicht, aus den ihnen gegebenen Chancen das Beste zu machen.
Stress, Wut und Gewaltbereitschaft stehen im Mittelpunkt. Mit Meditation wird ihnen auf einmal klar, dass das nicht ihre wahre Natur ausmacht und bringt sie näher an das Verständnis von Liebe und Frieden heran.
Frage 4: Wir haben gehört, dass dort die Gewalt vorherrscht. Ein weiser Guru sagt, dass Gewalt dort endet, wo die Liebe beginnt. Glauben Sie, dass Meditation mehr Liebe in die Herzen der Menschen „einimpfen“ kann?
Ich bin mir sehr, nein, zu 100% sicher, dass sie es tut! Dieses Wissen habe ich eigenhändig überprüft, sei es in Nordostindien in Kursen für Terroristen oder zusammen mit Schwerverbrechern in Gefängnissen überall auf der Welt.
Frage 5: Sie haben sogar einigen Stämmen Meditation näher gebracht! Können Sie uns Ihre Eindrücke dazu schildern?
Ja, das habe ich tatsächlich. Die Impressionen, die ich dort gesammelt habe, waren für mich eines der größten Lernerlebnisse mit den heitersten, aber zugleich auch demütigendsten Momenten, wofür ich jedoch heute noch sehr dankbar bin.
Der Rest des Landes glaubt vom Nordosten, dass es ein gewaltbereites und unsicheres Fleckchen Erde ist. Dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass ich dort gelebt habe und es als die anmutigste unberührte Naturschönheit des Landes ansehe. Im Grunde genommen ist dort eine herzzerreißende Unschuld in den Menschen zu finden, eine herzerwärmende Liebe. Sie versteckt sich nur manchmal. Ich brauchte nichts weiter tun, als sie zum Meditieren zu bewegen und es dauerte nicht lange, ehe ich diese Qualitäten bei ihnen erkennen konnte. Am stärksten treten sie jedoch hervor, wenn die Menschen meditieren.