Im täglichen Leben unserer Gesellschaft gibt es unendlich viele Gelegenheiten, frustriert zu sein, und bei solchen Ereignissen gibt es nichts, was du tun könntest. Irgendetwas, was dich frustriert, wir immer auftauchen. Verstehst du, was ich sagen will?
Du möchtest Perfektion, aber da Perfektion nicht zu haben ist, bist du frustriert. Du möchtest, dass jemand etwas rechtzeitig erledigt, aber die Person tut es nicht. Nun bist du frustriert. Du wünschst dir, dass die Dinge auf deine Weise getan werden, und wenn das nicht geschieht, bist du frustriert. Ist es nicht so?
Geh zurück und schau dir dein eigenes Leben an. Wie viele Dinge sind in deinem Leben geschehen, bei denen du frustriert warst? Kannst du sie überhaupt noch zählen?
Manchmal hast du das Gefühl, dass es gar nicht in deiner Hand liegt oder deine Fähigkeiten übersteigt. Das ist sowohl bei kleinen als auch bei großen Dingen der Fall.
Zum Beispiel: Das größte Problem in der heutigen Welt ist die Organisation ISIS. Ich habe kürzlich mit dem Ministerpräsidenten Indiens diskutiert, und er meinte: "Was können wir nur mit der Organisation ISIS tun? Das ist ein Riesenproblem in der Welt. Sie töten täglich so viele Menschen."
Alle großen Regierungen sind frustriert darüber und nicht in der Lage, etwas dagegen zu tun. Amerika ist frustriert, Europa ist frustriert, Indien ist frustriert. Viele Länder sind frustriert. Menschen aus dem Irak, Menschen im Iran und in vielen anderen Ländern sind frustriert. Es ist ein großes Problem, und es lässt sich nichts dagegen tun.
Nun, noch spielen sich diese Ereignisse ja weit entfernt von hier ab, wir können aber auch von den Problemen hier an der Kanakapura road sprechen. Wir haben den Behörden zwei Vans übergeben, mit denen Müll gesammelt werden soll, damit der Ort sauber gehalten werden kann. Dennoch sieht man - wann immer man vorbeifährt - auf beiden Straßenseiten Abfall liegen. Unsere feiwilligen Helfer sind hingefahren, haben den Müll eingesammelt und ihn in der Müllhalde entsorgt. Sie haben den Menschen beigebracht, keinen Abfall auf die Straße zu werfen, aber trotzdem liegt immer noch Abfall herum. Zwei Tage lang mag es besser werden, aber dann ist alles wieder beim Alten. Fragt man die Menschen, warum das so sei, so sagen sie, sie hätten damit nichts zu tun, jemand aus der Stadt habe es getan. Der Abfall wird einfach aus den Autorikshaws geworfen, und die Kühe kommen und fressen ihn auf. Du fühlst dich ungemein frustriert, wenn du das beobachtest.
Wir kommen nun zu einem Problem, das noch näher bei uns liegt. Wir lehren die Menschen Saddhana und Meditation, aber dennoch praktizieren sie es nicht. Dann aber erzählen sie, sie seien depressiv.
Jemand sagt, er habe Schmerzen. Die verschriebenen Medikamente werden jedoch nicht eingenommen. Ärzte auf der ganzen Welt kennen dieses Problem. Patienten besuchen den Arzt, der ihnen Medikamente verordnet, die sie nicht nehmen, sondern unter das Kopfkissen oder sonstwohin legen. Dann beklagen sie sich darüber, dass es nicht geholfen habe. Es ist nicht etwa so, dass die Medikamente nicht gewirkt hätten, sie wurden ganz einfach nie eingenommen. Man kann sich leicht vorstellen, wie frustriert Ärzte dadurch werden.
Und so gibt es 101 Gründe im Leben, die zu Frustrationen führen können.
Wir haben einige sehr talentierte Menschen hier, die aber auch einige Minuspunkte aufweisen. Richtest du dein Augenmerk nun auf die Minuspunkte, so sind die Talente verschwunden. Du siehst also keine wirklich perfekte Person, möchtest aber jedermann als perfekt betrachten können. Wenn du überall um dich herum nach Perfektion suchst, vergisst du, den nicht perfekten Anteil in dir selbst wahrzunehmen. Du möchtest, dass alles perfekt ist. Und du, bist du selbst perfekt? Das ist es, was du dir ansehen solltest.
Bist du selbst perfekt, so wirst du aufhören, auf Unvollkommenheiten hinzuweisen, und du wirst nicht mehr aufgrund der Unvollkommenheiten anderer frustriert sein. Stattdessen wirst du zu ihrem Wachstum beitragen und dazu, dass sie vollkommener werden können.
Das ist unser Dilemma: Wir wünschen uns, dass andere perfekt seien, Organisationen perfekt seien, Nationen perfekt seien, Menschen perfekt seien. Und durch diese Bestrebungen vergessen wir, unsere eigenen Unvollkommenheiten zu beachten und einen Weg zu suchen, um an ihnen zu arbeiten.
Wenn wir damit beginnen, nach innen zu schauen, eröffnet sich uns eine ganz neue Dimension. Dadurch werden wir befähigt, Menschen auszubilden, ohne dabei frustriert zu werden, und wir haben nun die Möglichkeit, ein guter Lehrer, eine gute Führungspersönlichkeit zu werden.
Wie wird es Menschen gehen, deren Leiter frustriert ist? Vor Kurzem bin ich einem Herrn begegnet, der mir erzählt hat: "Oh, ich bin so frustriert, niemand befolgt meine Anweisungen, niemand hört mir zu und niemand unterstützt mich."
Ich habe ihm geantwortet: "Komm, du bist der Leiter, du musst sie verbessern. Du musst mit den Ressourcen auskommen, die dir zur Verfügung stehen. Du musst dich auf die Talente stützen, die in deinem Team vorhanden sind."
Schau, jedermann hat sowohl Fehler als auch einige sehr gute Seiten. Wenn du dich auf die Fehler konzentrierst, gehen dir die Pluspunkte verloren. Niemand kann über Nacht perfekt werden, das ist ein kontinuierlicher Vorgang, und wir müssen die Leute dazu ermutigen, volkommener zu werden. Das ist wissenschaftliche Beriebsführung: Mit dem eigenen Geist und dem eigenen Umfeld klarzukommen und sicherzustellen, dass Frustration nicht in dein Inneres gelangt. Irgendein Grund besteht immer, und die Frustration steht schon in der Ecke und wartet, um in dich einzudringen. Und hat sie einmal die Führung übernommen, so wirst du wirklich unbrauchbar, das kann ich dir versprechen.
Wenn Menschen sich beklagen, kann man erkennen, dass sie voller Frustrationen sind und nichts dagegen tun. Menschen, die sich beschweren, tun nichts, und Menschen, die hart arbeiten, beklagen sich nicht, weil sie mit ihrer Arbeit beschäftigt sind. Sie wissen, dass die Dinge so sind. Diejenigen, die selbst nichts tun, finden dauernd Fehler bei anderen Menschen. Sie sehen auch in den kleinsten Dingen Fehler. Sie sind nicht fähig, das Gute in anderen Menschen zu erkennen. Wir müssen also dafü sorgen, dass Frustration nicht in uns eindringt.
Viele Leute sind so frustriert mit der Welt, dass sie in einem Ashram leben wollen. Und so werden sie zum Ashrambewohner. Nach zwei oder drei Jahren haben sie das Gefühl, so viel Saddhana gemacht zu haben, dass sie sich nun zurücklehnen können. Und dann geraten sie in Konflikt mit den anderen in ihrer Umgebung und beschweren sich, jemand habe ihnen etwas angetan oder ihnen etwas Falsches gesagt. Wenn das geschieht, musst du wissen, dass du deine Mitte verloren hast.
"Er sitzt immer vorne, und ich bin immer ganz hinten!" Oder: "Er darf jeden Tag mit Gurudev fahen, ich aber darf das nie!" Solche Gedanken kreisen dauernd in unserem Geist.
All diese belanglosen Dinge beunruhigen unseren Geist und verletzen uns wie ein Dorn irgendwo in unserem Inneren. Warum geschieht das? Es geschieht, weil wir viel von anderen erwarten und uns selbst dabei vergessen.
Wir müssen unsere Aufmerksamkeit auf uns selbst richten. Was trage ich zu dieser Welt bei? Was habe ich für andere getan? Wie nützlich bin ich für die Menschen um mich herum?
Wenn unsere Gedanken sich in diese Richtung bewegen, dann werden wir andere nicht anklagen und sie auch nicht verletzen.