Montreal, Canada
Gurudev: Alles geschieht aufgrund eines mysteriösen Karmas. Du musst deine Augen nach oben richten und in dieses Reich schauen.
Es gibt einen schönen Zweizeiler, der besagt: Diese Welt hat allen Reichtum und alles, was notwendig ist, aber je nach Karma hat jemand keinen Zugang dazu.
Ob du also etwas bekommst oder nicht hat mit dem eigenartigen Karma zu tun.
Anerkennung, Geld, Macht, Beziehungen und Gesundheit: All diese Dinge hängen von bestimmten Gesetzen der Schöpfung ab. In guten Zeiten beginnt sogar dein schlimmster Feind, dir zu helfen, während in schlechten Zeiten selbst dein bester Freund sich wie ein Feind verhält.
Eine intelligente Person verfängt sich nicht in all diesen Dingen. Sie bemüht sich weiterhin und geht vorwärts. Sie tut alles, was notwendig ist, und lässt dann los.
Weißt du, dass Krishna dreimal hinging, um den Mahabharata Krieg zu stoppen?
Jemand fragte Krishna, warum er dreimal versucht habe, Friedensverhandlungen aufzunehmen, die immer misslungen seien, wo er doch gewusst hätte, was geschehen würde.
Das ist eine wirklich berechtigte Frage.
Krishna antwortete, dass dann die Frage aufgetaucht wäre, warum er es nicht getan hätte, er hätte doch versuchen können, Frieden zu erreichen.
Du musst deine Pflicht gegenüber deinem Karma erfüllen und das tun, was du tun musst!
Wären die Friedensverhandlungen gelungen, dann wäre der Krieg beendet gewesen, und die Bhagavad Gita wäre nie erschienen! Das unsterbliche Epos des Göttlichen hätte nie existiert.
Die Gita musste erscheinen, und der Krieg musste stattfinden. Krishna war sich dessen sehr wohl bewusst. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, Friedensverhandlungen aufzunehmen.
Das ist so, weil es unser Dharma ist, weil es in unserer Natur liegt. Wir sollten uns immer weiter bemühen, unabhängig von den Resultaten oder Konsequenzen.
Verstehst du, was ich sagen will? Das ist sehr subtil, denn der Geist lässt sich auf die eine oder andere Weise von Maya einfangen.
Gestern haben einige von euch Bilder an die Wand gemalt. Nach fünf oder sechs Jahren wird diese Wand wieder gestrichen werden müssen. Ein neuer Anstrich wird also all die Bilder überdecken, die ihr gemalt habt. Genauso ist es in deinem Garten. Wenn du in deinem Garten etwas anpflanzt, wächst gleichzeitig auch Unkraut. Deshalb musst du jäten. Wenn das Unkraut nachwächst, kannst du dich nicht beschweren, du hättest den Garten gerade gereinigt, und das Unkraut sei wieder gewachsen. Das ist die Natur.
Natur und Körper werden schmutzig. Wenn du geduscht hast, kannst du nicht sagen, das sei jetzt für das ganze Jahr gewesen. Du musst immer wieder duschen.
Genauso muss das Wissen dem Geist eingebläut werden. Er kann leicht aus den vier Säulen des Wissens hinausgleiten. Diese vier Säulen sind: Unterscheidungskraft, Loslösung, Selbstkontrolle und die Anerkennung dessen, was man hat.
Und dann sprechen wir von Befreiung!
Bläue dir also das Wissen immer wieder ein! Plötzlich wirst du herausfinden, dass alles ohnehin da ist.
Nun, wenn du hinausgeleitest, solltest du dich daran erinnern, dass das eine andere Ebene ist.
Fühle dich nicht schlecht, wenn es wider besseres Wissen immer noch geschieht, dass du von Maya eingefangen wirst. Auch das ist Teil der Natur.
Diese Tendenz hat lange Zeit in unserer Gesellschaft und in unserem Leben geherrscht. Wir müssen uns daraus hinausreißen. Manchmal gelingt es, und manchmal wirst du eingefangen, nicht wahr? Reiß dich los und sieh die Dinge, wie sie sind!
In diesem Augenblick ist es so, und dieser Augenblick ist alles, was ist!
Ob in diesem Augenblick nun angenehme oder unangenehme Dinge geschehen: Ich bin Zeuge davon. Dass mein Geist davon eingefangen wird, ist ebenfalls Teil des Geschehens. Auch davon bin ich Zeuge.
Auf diese Weise wächst du über die Situation hinaus! Maharishi Patanjali, der die Yoga Sutras einführte, meinte: Sa tu dirgha-kala-nairantarya-satkarasevito drdha-bhumih. Du musst Atemübungen, Meditation und Wissen für eine lange Zeit praktizieren. Das ganze Leben ist an sich schon eine Praktik, und wenn du mit Respekt praktizierst, wird das Wissen wohlgegründet in dir sein.
